Am Bier lutschen

 

Corona ist zwar noch nicht wieder nur ein mexikanisches Bier, das kaum jemand trinkt, aber Radrennen sind schon wieder erlaubt, inklusive Windschatten. Was eigentlich schade ist. Ich hätte die Tour de France gerne mal als dreieinhalbtausend Kilometer langes Einzelzeitfahren gesehen. So viele Fahrer, so hübsch aufgereiht, das hätte was Hypnotisches.

Stattdessen klumpen jetzt wieder alle zusammen und „lutschen“ aneinander rum. Eine Verhaltensweise, die ich schon vor Corona ziemlich unappetitlich fand. Kommen die Flüssigkeiten, die der Vordermann nach hinten zum Lutscher wirft, doch aus Untiefen seines Körperinneren, in die man lieber nicht vorstoßen möchte. Und jetzt ist der Rotz auch noch ansteckend!

Möglicherweise. Es kommt wohl auf die Menge an. Das ist beim Gift schließlich genauso. In kleinen Dosen wirkt Strychnin keinesfalls tödlich, sondern ziemlich anregend. Weshalb Rennradfahrer seinerzeit gerne Strychnin zu sich genommen haben. Mir ist allerdings niemand bekannt, der freiwillig Corona nimmt. Was daran liegen könnte, dass Corona sehr gut nachweisbar ist.

Im antiken Rom haben die Athleten übrigens gerne Stierhoden verzehrt. Wegen der Hormone darin. Dabei gab es damals noch gar keine Fahrräder. Was mich zu der Frage bringt: Stehen Stierhoden überhaupt auf der Dopingliste? Vielleicht gelten Hoden in pürierter Form inzwischen als Bio-Anabolika und werden im Reformhaus als Viagra-Alternative angeboten. Da müsste man sich mal informieren.

Vor allem aber wüsste ich mal gerne, ob auf den Corona-Kugeln tatsächlich diese roten Propfen sitzen? Da habe ich den Herrn Drosten nie etwas zu sagen hören. Dafür hat er in seinem Podcast mal erzählt, dass er immer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Was mich dann doch wieder beruhigt hat. Solange der Kanzlerin-Virologe Rad fährt, solange werde auch ich Rad fahren dürfen. War meine Überlegung. Also habe ich dieses absurd teure Spinningrad nicht gekauft. Welch ein Glück, damals im April.

Im Februar war ich noch auf Mallorca. Sieben Tage Sonne und die letzten beiden sogar in kurzer Hose. Wunderbar! Nur leider kann ich das niemanden erzählen. Das erzeugt nur Neid. Vor allem bei den Kollegen, die im März noch auf die Insel sind und dann nicht raus durften aus dem Hotel.

Und jetzt ist der Sommer schon bald vorbei und Corona noch immer da. Logisch, so ein Virus hat schließlich keinen Urlaub. Wahrscheinlich kriegen Viren nicht einmal Tariflohn. Und ob die sich sonderlich für die Tour de France interessieren, wage ich auch mal zu bezweifeln.

Vielleicht überlegt es sich Christian Prudhomme ja noch einmal und macht doch ein Einzelzeitfahren daraus. Das wäre mal was anderes. Auch für den Tour-Direktor, der jedem Lutscher zur Strafe einen Sack Kartoffeln auf den Gepäckträger klemmen könnte. Den müssten die Fahrer natürlich am Rad montiert haben, den Gepäckträger. Aber das kriegt man schon hin.

Und bei Wiederholungstätern setzt sich Eddy Merckx hinten drauf.