Bike & Fuck
Ich fahre täglich am größten Puff Berlins vorbei. Das Artemis liegt auf meinem Weg zur Arbeit. Zurück am Abend muss ich aufpassen, dass mich die Puffgänger nicht umnieten. Die kommen von der Autobahn und knallen volles Rohr auf den Parkplatz. Und die anderen, die wieder runterfahren, sind zu abgeschlafft, als dass sie nach links und rechts gucken könnten. Ich halte das für keine gute Idee, einen Radweg direkt vor einem Bordell zu verlegen.
Wobei offensichtlich auch Zweiradfahrer das Artemis ansteuern. Kürzlich stand jedenfalls ein Rad davor. Nicht direkt davor, sondern an der Parkplatzmauer. Da war es angelehnt, eines dieser orange-farbenen Leihräder. Da habe ich mich gefragt: wer fährt denn, bitte sehr, mit dem Fahrrad zum Puff? Wird jetzt auch noch das Triebleben ökonomisiert, um das eingesparte Taxigeld an anderer Stelle zu reinvestieren?
Möglicherweise. Manche Männer kommen schließlich auch mit der S-Bahn. Ich sehe die immer vom Westkreuz runter dackeln. Ein AB-Ticket kostet ja nur 2,80. Das Fahrrad bietet wiederum den Vorteil, dass man vorher was für seine Kondition getan hat.
Aber so ganz bordell-tauglich scheint das Zweirad nicht zu sein. Sonst wäre der unbekannte Entleiher doch bis zum Eingang vorgerollt. Vielleicht war es ihm peinlich, so ganz ohne PS abzusatteln, und die Ökos haben noch immer Probleme mit ihrem Standing. Das wäre mal eine Recherche wert.
Gestern stand wieder ein Leihrad da. Diesmal ein schwarzes. Es stand auf der anderen Seite der Puffeinfahrt, gleich unter der Leuchtreklame. Das muss ein Trend sein. Würde mich nicht wundern, wenn die New York Times demnächst über diese neue Spielart des Berlin-Tourismus berichten würde: Bike & Fuck.