Der Windschatten spendende Motorradpolizist

Plötzlich war da dieser Motorradpolizist. Von hinten war er heran geknattert, und ich dachte schon: jetzt bin ich dran. Weil ich doch unerlaubter Weise die Velothon-Strecke befuhr, auf der gleich die Profis lang schießen würden.

Eigentlich wollte ich nur eine kleine Trainingsrunde im Brandenburgischen drehen. Aber wohin ich auch steuerte, überall standen Ordner mit gelben Warnwesten rum und versperrten mir den Weg. Beim dritten Mal bin ich einfach weitergefahren. Und dann kam auch schon der Polizist.

Offensichtlich hatte er übersehen, dass ich keine Startnummer trug. Vielleicht war ihm das auch egal und er wollte später auf der Wache etwas zu erzählen haben. Jedenfalls fragte er mich, ob er mir Windschatten spenden solle. Ich weiß nicht warum ich genickt habe, ich habe es jedenfalls getan. Und so setzte der Mann seine Maschine vor meine und wir bügelten durch Neubeeren und weiter nach Sputendorf, wo die Leute offensichtlich annahmen, ich sei der Spitzenreiter. Jedenfalls waren sie ganz aus dem Häuschen und feuerten mich an.

Dem Polizisten schien der Applaus auch gut zu tun. Er grüßte die Leute mit erhobenem linkem Arm, so wie es die römischen Herrscher in den Gladiatoren-Filmen tun. Ich muss sagen, das ist schon etwas Besonderes, sich wie ein Erster zu fühlen und dabei unter dem Schutz der Ordnungsmacht zu stehen.

Aber wahrscheinlich tauge ich nicht zu einem Hauptmann vom Köpenick oder auch nur zu dem von Sputendorf. Mich beschlich die Sorge, doch noch als Falschfahrer aufzufliegen, und ich signalisierte meinem Vorfahrer, lieber alleine weiter pedalieren zu wollen.

Als der Motorradpolizist weg war, bog ich schnell nach links ab, runter von der Velothon-Strecke. Und so werde ich nie erfahren, ob wir unseren Vorsprung ins Ziel gerettet hätten – und wie die Geschichte des Polizisten endet, die er auf der Wache erzählen würde.