Zu viel Zeit

Wieviel Zeit man im Sattel verbringt, merkt man erst, wenn man es nicht mehr tut. Weil die Erkältung einen schwächt oder man auf den Klempner wartet. Dann sitzt man da am Küchentisch und überlegt, um welche Kurve man gerade fahren würde, wäre man nicht so schlapp oder der Klempner schon wieder weg. So vergeht die Zeit. Ohne Treten und Bremsen. Und wie man so auf der Stelle sitzt, dort am Küchentisch, da fällt einem auf, wie lang so eine Stunde eigentlich dauert. Und erst recht zwei.

Also geht man in die Kammer und guckt nach, ob noch genügend Waschmittel da ist. Ja, ist es. Schade, sonst hätte man „Waschmittel“ auf den Einkaufszettel schreiben können. An Reis mangelt es auch nicht. Immerhin: die Äpfel gehen zur Neige. Aber dann sitzt man doch wieder in der Küche am Tisch.

Man könnte einmal durchsaugen. Oder wenigstens den alten Koffer runtertragen in den Keller. Stattdessen starrt man nach draußen. Auf die sonnige Straße. Perfektes Wetter für eine Runde. Viktor ist sicher schon unterwegs. Aber so ein Ruhetag ist ja auch mal gut, redet man sich ein.

So viel Zeit. Beunruhigend viel. Man stelle sich vor, man wacht eines Morgens auf und hat keinen Gleichgewichtssinn mehr und fällt immer um, wenn man aufs Rad steigt, mal nach links, mal nach rechts. Was sollte man da machen, mit all der vielen freien Zeit?

Klar, man könnte sich ein Spinningrad kaufen, das kann nicht umfallen. Aber immer auf der Stelle treten? Da kann man sich auch gleich an den Küchentisch setzen. Nur, was sollte man in Herrgottsnamen auf den Einkaufszettel schreiben?