Sechstagerennen

Bei Karstadt ist wieder Sechstagerennen. Am Freitag kostet der Rollkoffer nur 39,99. Da muss man sich beeilen. Aber darum geht’s ja beim Sechstagerennen.

Schuhe gibt’s auch billiger. Und Hosen. Und Uhren. Und Bettwäsche. Und Seifenspender. Und Waschmaschinen. Und Geschirrspüler. Und Bügeleisen. Und Bratpfannen. Und Salami. Im Prinzip dreht Karstadt sechs Tage lang am Rad. Am Sonntag ist die Halle allerdings zu.

Nun ist das nicht verwunderlich, dass ein Kaufhaus Werbung mit dem Sechstagerennen macht, ist es bei dieser Veranstaltung doch schon immer um Kohle gegangen. Die Fahrer wären auch schon blöd gewesen, für lau in die Pedale zu treten, bei dem ganzen Zigarrenqualm. Mittlerweile ist das Rauchen ja verboten. Und wilde Schlägereien habe ich bei Karstadt auch schon länger keine mehr gesehen.

Man mag das für ein schlechtes Omen halten, dass ein potenzielles Pleite-Unternehmen das Sechstagerennen auf seine Fahnen schreibt. Auf der anderen Seite: Karstadt gibt es noch; die Sixdays in Dortmund, Köln, München und Frankfurt schon lange nicht mehr.

Ernest Hemingway saß gerne beim Sechstagerennen in Paris rum. Und Edward Hopper hat sogar mal ein Bild gemalt. „French Six-day Bicycle Rider“ heißt das aus gutem Grund unbekannte Werk. Der Fahrer, der da in seiner Koje hockt, sieht aus wie ausgestopft. Vermutlich hatte Edward Hopper keine Ahnung von dem Sport. Genauso wenig wie Karstadt.

Wobei das schon etwas Kompetitives haben kann, einen Kaffeevollautomaten für die Hälfte abzugreifen. Aber vermutlich geht es mehr um eine Idee als um den Wettbewerb. Bei Karstadt wie im Velodrom. Wohin sonst kann man sechs Tage lang latschen, ohne als gestörter Wiederholungstäter zu gelten?

Okay, die Venus wäre eine Alternative. Aber die Sex-Messe hat nur vier Tage auf. Kein Vergleich!